Höchste Eisenbahn: neues Tor für den Gotthard

15.05.2024

Der längste Tunnel der Welt bleibt vor Unfällen nicht verschont: Vor zwei Tagen erst brannte im Gotthard ein Auto und im letzten August entgleiste ein Zugwaggon und durchbrach das Spurwechsel-Sicherheitstor zwischen den Bahnspuren. Derzeit wird im Gotthard-Basistunnel ein neues Tor installiert

Gilgen Door Systems ist beim Partner vor Ort und lieferte gestern das benötigte Material für die Automatisierung des Spurwechseltors. Wie bereits beim originalen Tor sorgt Gilgen für einen leistungsstarken Antrieb und eine präzise Steuerung unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Diese sind auch notwendig, wie die Entgleisung des Güterzugs mit 32 Waggons letztes Jahr bewies.

Aerodynamische Herausforderungen

Das zu ersetzende Sicherheitstor ist eines von vier. Jedes dient als Trennung bei den Spurwechseltunneln und besteht aus riesigen, zwei-flügligen Brandschutztoren: ein einzelner Flügel wiegt satte neun Tonnen. Die Spurwechselröhren stellen sicher, dass die Züge bei einem Notfall die Röhre wechseln oder einzelne Tunnelabschnitte für Unterhaltsarbeiten abgetrennt werden können.

Neben den vier riesigen Toren hat Gilgen gemeinsam mit Elkuch Bator und Hodapp Antriebe für weitere neun Tore und 389 Türen entwickelt. Wegen der besonderen Bedingungen konnten nur wenige Konzepte aus anderen Tunnelprojekten, wie beispielsweise dem Lötschbergtunnel, übernommen werden.

Die sogenannten Querschlag- und Nothaltestellentüren, welche die beiden Röhren verbinden, müssen enormem Druck standhalten. Durchfahrende Züge schieben grosse Luftmassen vor sich her, wodurch Überdruck entsteht, wie die Aerodynamik erklärt.

Weltrekordprojekt Gotthard

Das Spurwechseltor wird knapp acht Jahre nach der Inbetriebnahme des 17-jährigen Bauprojekts Gotthard-Basistunnel erneuert. Bei der Eröffnung im Dezember 2016 überholte der 57 Kilometer lange Schweizer Tunnel den bis dato längsten Tunnel der Welt: den Seikan-Tunnel in Japan.

Den Gotthard-Basistunnel durch die Alpen können täglich 65 Personenzüge durchqueren sowie 260 Güterzüge. Dadurch kann die Schweiz den Güterverkehr aus Italien zu grossen Teilen von der Strasse auf die Schiene verlagern. So erreichen Waren aus Milano Zürich binnen drei Stunden. Damit der Schienenverkehr wieder reibungslos vorangeht, strebt Gilgen eine rasche Fertigstellung des neuen Tors auf Anfang Sommer an.